Diesel Hardware- Nachrüstung

Das ZDF hat im Sendeformat Frontal 21 einen Bericht zur Hardware- Nachrüstung an einem  BMW X3 Diesel gebracht (siehe Link unten). Schon in der Einleitung wird kräftig Stimmung gegen den Hersteller BMW gemacht, ohne darauf einzugehen, wo denn der vermeintliche Schaden für die Familie sein soll. Weder ist man im ländlichen Gebiet von einem Fahrverbot betroffen, noch war geplant den Diesel zu verkaufen. Ganz im Gegenteil, der Wagen sollte noch ein paar Jahre genutzt werden. Jetzt fragt man sich als interessierter Zuschauer schon, wo ist das Problem? Es beschleicht einen das Gefühl, da wird künstlich ein Problem konstruiert.

 

Aber die Neugierde ist doch groß und man erhofft sich trotzdem zu so einem breit diskutierten Thema tiefere Informationen. In dem weiteren Verlauf wird dann darauf verwiesen, dass BMW doch in den USA die Diesel mit SCR- Technik betreibt. Das ist soweit bekannt und nicht wirklich neu.  Daraus aber BMW einen unterschwelligen Vorwurf zu machen, dass es dort diese Art der Abgasreinigung aufgrund der dortigen Gesetzeslage länger gibt, ist schon etwas weltfremd. Wer hat denn den die EU bzw. Deutschland daran gehindert ebenso solche Regelungen zu beschließen? Auf jeden Fall ist es aus meiner Sicht etwas unseriös, diesen Umstand BMW alleine anzulasten. Das die Politik mit den Autokonzernen zu sehr auf Kuschelkurs gegangen ist, wissen wir spätestens seit den Manipulationen bei VW. Trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen, die Fahrzeuge von BMW wurden nachweislich der jeweils gültigen Vorschrift gebaut. Das haben entsprechende Überprüfungen in vielen Länder der Erde gezeigt und teilweise sogar herausgestellt wie gut die Abgaswerte im Verhältnis zu den Mitbewerbern sind. Aber davon kein Wort in dem Bericht, damit war schon klar wie tendenziell die Reportage werden wird.  So konnte man sich darauf einstellen, dass die weiteren Aussagen im Verlauf der Sendung wohl auch nicht von besonders hoher journalistischer Qualität werden.

 

Aber die Krönung ist aus meiner Sicht, dass eine kleine Motorsportfirma die Lösung für die Nachrüstung gefunden haben will. Natürlich fällt es schon etwas schwer zu glauben, dass mit einem Blick ins Ersatzteilprogramm eine einfache Umrüstung der deutschen Modelle zu bewerkstelligen sein soll. Die Aussage lässt sich ja im Zeitalter der allumfassenden Webseiten sehr schnell überprüfen. Für den Sechszylinder Motor geht das relativ schnell, der M57 Motor wurde zwar mit dieser Leistungsangabe in Deutschland nicht angeboten, aber das Problem wäre vielleicht nicht so groß. Doch man muss nur einen Blick in die Zusatzsysteme werfen, um festzustellen der hat ja ein Niederdruck- AGR! Mit diesem System wird es schwierig, mal eben eine weitere Komponente in den Abgasstrang einzubauen. Da das Niederdruck- AGR im unteren Drehzahlbereich einen definierten Staudruck benötigt, um die AGR- Rückführrate zu gewährleisten. Naja, dieser Motor ist in Deutschland nicht gerade die Masse unter den BMW Modellen. Ein anderer Motor ist da wesentlich interessanter, der N47. Damit ist ein großer Teil der BMW Dieselflotte ausgerüstet worden. Aber auch hier passen die Leistungsangaben nicht zu den deutschen Modellen. Zwar ist für die Variante anscheinend in den USA kein SCR vorgesehen, aber man ahnt das die Motorsteuerung entsprechend dem US- Markt konfiguriert wurde. Um das genauer zu recherchieren suche ich im Web nach weiteren Infos. Schließlich hat der gute Mann in dem Bericht das ja auch ohne weiteres Hintergrundwissen herausbekommen.

 

Nach einiger Zeit stolpere ich über eine Kurzstudie zu diesem Thema vom BMVI (kurz Verkehrsministerium). Diese Studie (siehe Link unten) wurde im Mai 2018 veröffentlicht und behandelt genau dieses Thema. Das Besondere ist sogar, dass auch noch ein BMW X3, als eines von mehreren, zur Referenz mit aufgeführt wurde. Das weckt natürlich die Neugierde um so mehr. Es fällt schnell auf, dass man sich in der Studie viele Gedanken um die Motorsteuerung macht und das Problem mit einem möglichen Amoniak Schlupf. Davon war im ZDF Bericht überhaupt nicht die Rede, besonders weil die Studie schon weit vor dem Bericht erschienen ist. Es werden auch viele Systeme von unabhängigen Nachrüstanbietern beleuchtet, aber die beiden Probleme bleiben. Um es kurz zu machen, die fünf Professoren halten eine Hardware- Nachrüstung für unwirtschaftlich (Seite 75). Für den fachkundigen Leser ist die Begründung auch nachvollziehbar, allerdings gab es zu diesen Zeitpunkt noch keine Vorgaben für die ABE dieser Systeme. Trotzdem fragt man sich, warum das ZDF in dem Format Frontal 21 darauf mit keiner Silbe eingeht. Es beschleicht einem auch hier das Gefühl, dass journalistisch ziemlich schlecht gearbeitet wurde. 

 

Dazu kennt man noch aus der Vergangenheit die Problematik, dass wenn eine Nachrüstung nicht funktioniert oder Störungen verursacht, diese ganz schnell wieder abgeschaltet wird. Ein schönes Beispiel ist die Geschichte mit dem Kaltlaufregler für Ottomotoren der Euro 1 Einstufung, diese sollten dann auf Euro 2 kommen. Das Problem war allerdings, viele Fahrzeuge hatten im Leerlauf damit große Schwierigkeiten. So ging die Bandbreite der Beanstandungen vom Schütteln und Ruckeln, bis zum absterben des Motors an der Ampel. Also wurden häufig die Systeme eingebaut, die Bescheinigung ausgefüllt und dann das System tot gelegt. Damit der Kunde nicht mit einer Reklamation kommt, für die man kaum Lösungen anbieten kann. Es hat ja danach auch keinen gejuckt. Da es für solche Fälle keine Kontrollen gab. 

 

Nach diesem Bericht bleibt man sehr verwundert zurück und fragt sich wirklich was man eigentlich mit seinem Rundfunkgebühren bezahlt. Jedenfalls war das keine Sternstunde des Journalismus.