Neues zur Hardware- Nachrüstung für Diesel

Die Firma Dr. Pley mit dem Produzenten bosal bringt gerade für die ersten Fahrzeug ihr SCR- Nachrüst System auf dem Markt. In Deutschland wird der Vertrieb von der Firma Bosal Retrofit GmbH in Viersen übernommen. Aktuell stehen für folgende Hersteller und Modelle Produktlösungen zur Verfügung:

  • Volvo: XC60/V60/S60 D3/D4/D5//  XC70/V70/S80 D3/D4/D5
  • Mercedes Benz (OM651 Motor): C220cdi // C250cdi// E220cdi // E250cdi // GLK220cdi // V220cdi
  • BMW AG (N47D20 Motor): X3 2.0d // 518/520/525d // 318d/320d/325d

Die Nachrüstung umfasst im Wesentlichen den Einbau eines Steuergeräts, einem SCR Katalysator und Hydrolyse-Gerät, sowie einen AdBlue® Tank und diverse Sensoren. Das System kann laut dem Anbieter in ca. drei Stunden von der Werkstatt eingebaut werden und kostet durchschnittlich 3.000 Euro bis 3.600 Euro. Nach erfolgter Montage wird die Nachrüstung bescheinigt und in die Fahrzeugpapiere eingetragen. Eine neue Plakette wird nicht benötigt.

 

Die Haltung der Hersteller zu diesen Systemen ist sehr unterschiedlich, während Volvo der Nachrüstung sehr offen gegenüber steht, lehnt diese BMW ab und Mercedes gewährt in bestimmten Regionen einen Zuschuss (bis zu 3000 Euro) für den Einbau. In einer Mitteilung von der Firma Dr. Pley haben 8 Volvo- Partnerbetriebe bereits im November 2018 bei einem Pilot- Projekt bestätigt, dass der Einbau des Nachrüst- Systems problemlos war. Aktuell steht der Importeur und Volvo- Händlerverband mit dem Anbieter über die Kosten und Modalitäten in Verhandlung. Dabei wird es wohl um eine entsprechende Kostenbeteiligung von Volvo und dem Händler gehen. So das es für die Kunden wenig Attraktiv sein wird, dass System in einer Freien Werkstatt einbauen zulassen. Auf dem Daimler HW-Zuschuss Portal (Link am Ende des Artikels) dagegen steht, dass sowohl Mercedes- Partnerbetriebe, wie auch Freie Werkstätten den Einbau vornehmen können. Diese Angebote werden voraussichtlich nur für entsprechende Schwerpunktregionen gelten, welche laut Umweltbundesamt 2017 die NOx- Messwerte überschritten haben. Das sind dann folgende Regionen:

  • Backnang, Bochum, Darmstadt, Düren, Düsseldorf, Frankfurt / Main, Hamburg, Heilbronn, Kiel, Köln, Limburg an der Lahn, Ludwigsburg, München, Reutlingen, Stuttgart

BMW lehnt eine Beteiligung aus mehreren Gründen ab und setzt weiterhin auf die eigene Umweltprämie für einen Neukauf. Auch wird BMW das SCR Nachrüst- System nicht offiziell für seine Partnerbetriebe freigeben und aufgrund von Haftungsgründen sogar davon abraten. Damit ist es sehr wahrscheinlich das eine mögliche Nachrüstung bei den BMW- Modellen, hauptsächlich die Freien Werkstätten durchführen werden. 

 

Ich persönlich kann den Standpunkt schon verstehen, da BMW nachweislich die entsprechenden Zulassungsvorgaben eingehalten hat. Wenn der Gesetzgeber nachträglich die Rahmenbedingungen ändert, kann man dafür nicht den Produzenten haftbar machen. Damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann, führe ich die offiziellen BMW Argumente hier auf:

 

  • Eine Hardware-Nachrüstung führt zu mehr Gewicht und höherem Verbrauch.
  • Der Fortschritt in der Dieseltechnologie kann nicht sinnvoll mit einer nachträglich entwickelten technischen Lösung auf Serienfahrzeuge übertragen werden, die vor Jahren entwickelt worden sind.
  • Eine flächendeckende Hardware-Nachrüstung würde viel zu spät zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Unseren Qualitätsansprüchen genügende, auf Dauerhaltbarkeit getestete Nachrüstsysteme für mehrere Modellreihen wären selbst bei einem beschleunigten Zulassungsverfahren frühestens Ende 2021 verfügbar.
  • Daher unterstützt die BMW Group mit den Umweltprämien weiterhin die Flottenverjüngung. Die Flottenverjüngung muß schnell umgesetzt werden. Denn dies ist - neben der bereits laufenden Software-Aktualisierung - die aktuell einzig verfügbare Maßnahme mit Breitenwirkung.
  • Die BMW Umweltprämie+ bietet 6.000 Euro für ein BMW oder MINI Neufahrzeug. Das gilt für die im Städtekonzept berechtigten Kunden, die ihren BMW oder MINI Diesel (Euro 4 und Euro 5) in Zahlung geben. Diese Maßnahme wirkt schnell und gezielt in den besonders betroffenen Städten (Intensivstädte). Ebenso gilt weiterhin die bundesweite Umweltprämie in Höhe von 2.000 für Kunden eines BMW oder MINI Neufahrzeugs, die ihren BMW oder MINI Diesel (Euro 4 und Euro 5) in Zahlung geben.

Um für ein entsprechendes SCR- Nachrüstsystem beim KBA die ABE zu erhalten, müssen eine Reihe von Vorschriften erfüllt werden. Die ABE erfordert u.a. den Nachweis über einen Technischen Dienst, dass ein Stickoxidemissionswert (NOx) von 270 mg/km in einer Straßenmessfahrt unterschritten wird. Für die ABE-Erteilung müssen zudem die Vorschriften der ursprünglichen Fahrzeuggenehmigung auch mit dem Nachrüstsystem eingehalten werden (z.B. keine Verschlechterung des Betriebs- u. Geräuschverhaltens) und der Mehrverbrauch darf nicht mehr als 6% betragen (Nachweis im Laborzyklus WLTP Phase1-3). Zusätzlich ist ein Nachweis zur Dauerhaltbarkeit durch jährlich wiederkehrende Messungen des Technischen Dienstes an im Feld befindlichen nachgerüsteten Diesel-Pkw zu erbringen (Betriebszeitraum 5 Jahre, Mindest-Kilometerleistung 7.000 km/a).